Deutschland, dein Diminutiv | |
Das Selbstwertgefühl in Deutschland leidet. Alle finden, dass alle etwas falsch machen (außer man selbst, natürlich). Nichts ist mehr so wie früher, keiner traut sich mehr etwas, alles wird schlechter. Dagegen vorzugehen ist unmöglich, sagen die einen, die anderen versuchen es zumindest - jedoch mit bescheidenem Erfolg. Reformen hier, Kürzungen da, Änderungen dort. Doch das ist der falsche Weg. Das Problem liegt in unserer Sprache! Tagtäglich unterhalten wir uns mit Kollegen, Freunden, Vorgesetzten, manchmal mit Wildfremden, und auch mit uns selbst. Wir hören zu - dem Sprecher im Radio und im Fernsehen, und wir lesen Zeitungen, Magazine und Kaffeesatz. Alle Problemchen, Widerständlein, Reförmchen, Unglückchen und Fehltrittchen werden uns so vermittelt, dass sie zwangsläufig negativ klingen. Auch andere Ereignisse werden ungünstig umschrieben, wir verstehen sie falsch. Unterbewusst entwickeln wir eine Abwehrhaltung gegenüber unserem Umfeld wie Al-Qaida gegenüber den USA. Der Feind ist schnell gefunden: Es ist das Diminutiv. Nein, das ist kein Ungenauigkeitsfaktor in der Zeitberechnung - es ist die Verkleinerungsform. Durch das Anhängen eines Wortteils wie -lein oder -chen an ein Substantiv (für Grundschulabgänger: Hauptwort, Namenwort, Dingwort) machen wir eben dieses Substantiv klein, niedlich, unbedeutend. Und das ist unser Fehler. Durch die zwanglose Verniedlichung von Allem und Jedem zeigen wir letztendlich unsere eigene Doofheit. Selbst die tolerant-liberale Internetseite www.wikipedia.de schreibt: "Laut Nelson Cartagena und Hans-Martin Gauger sind solche Diminutiva als ein Kennzeichen der gesprochenen Sprache anzusehen und insbesondere bei niederen sozialen Schichten anzutreffen." Beispiele gefällig? Aus der Katze wird ein Kätzchen.
Irrsinnig, das Diminutiv zu gebrauchen. Katzen weisen eine geistige Größe
auf, die selbst Pilze nicht erbringen können. |
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